Es ist mir sehr bewusst, dass die folgenden Sichtweisen meine persönlichen sind und dass sie sich auf unseren Kulturkreis beschränken. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder allgemeine Wahrheit.
Wenn ich hier von Frauen und Männern spreche, heisst das nicht, dass es mir entgangen ist, dass heutzutage die Definition unserer Geschlechter ebenfalls im Wandel ist.
Trotzdem möchte ich hier bewusst zwischen Mann und Frau unterscheiden, weil ich glaube, dass diese vereinfachte Formulierung dazu beiträgt, ein klareres Verständnis für den geschichtlichen Kontext zu erhalten, der unsere heutigen Lebensumstände massgeblich beeinflusst hat.
Ich glaube, erst wenn wir diese Zusammenhänge in ihrer Komplexität verstehen, können wir nach brauchbaren Lösungen suchen, damit wir als Menschen in Zukunft einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen können.
Mein Interesse für Beziehungs-Dynamiken hat mich immer schon aufmerksam hinschauen und den Menschen zuhören lassen.
Weshalb es heutzutage so anspruchsvoll sein kann, anhaltende, zufriedene Partnerschaften und eine erfüllte Sexualität zu leben, hängt meiner Meinung nach mit vielen unterschiedlichen Aspekten zusammen.
Ein wesentlicher Grund dafür scheinen mir die veränderten Rollenbilder von Frau und Mann zu sein.
Wir haben über die letzten Jahrzehnten viele Richtlinien und Traditionen verändert oder sogar ganz losgelassen, ohne dafür neue, der Zeit angepasste Orientierungen für unser Liebesleben zu definieren.
Gleichzeitig haben wir viele Messlatten hoch angesetzt: makellos, ewig jung, potent, sexy, erfolgreich und stets guter Laune zu sein, scheint ein Muss.
Wer diesen Ansprüchen nicht gerecht werden kann, ist eingeladen, sich mit Hilfe eines entsprechenden Angebotes aus dem Internet oder mit Schönheits Chirurgie auf Vordermann/Frau zu bringen.
Heutzutage, wie nie zuvor, ist fast jede Form der Beziehung und sexuellen Ausrichtung mehr oder weniger legitim und wir sind konstant damit konfrontiert, das `Richtige` zu wählen.
Man könnte vielleicht annehmen, dass es uns Dank der sexuellen Emanzipation und Freiheit, die wir heute geniessen, leichter fallen sollte, einen geeigneten Liebes-Partner zu finden und mit ihm Erfüllung zu teilen.
Meine tägliche Arbeit zeigt mir aber, dass dem leider oft nicht so ist.
Wo im Schlafzimmer ein entspanntes und verbindendes Miteinander gewünscht wäre, überwiegt dort stattdessen oft Lustlosigkeit, Desorientierung, Leistungsdruck und Stress.
Die Einladung, mit all den neuerworbenen Freiheiten und Möglichkeiten umzugehen, scheint für Frau und Mann gleichermassen eine Herausforderung zu sein.
Ohne jetzt detailliert auf die Komplexität all unserer neuzeitlichen Gesellschaftsprobleme einzugehen, die unser Zusammenleben prägen, möchte ich doch einige Aspekte davon aufgreifen und ein paar Gedanken dazu äussern.
Sehr, sehr vereinfacht ausgedrückt, haben wir Frauen seit dem Beginn patriarchaler Lebensstrukturen in existenzieller Abhängigkeit und oft in Unterdrückung gelebt.
Wir waren nicht in unserer ganzen Kraft.
Die Aufgaben zwischen Mann und Frau waren klar verteilt.
Die Frau - das schwache Geschlecht war zuständig für `Heim und Herd`, der Mann - das starke Geschlecht hatte die Verantwortung für alle Bereiche, ausserhalb des Hauses, so zB. für finanzielle Sicherheit, Staat, Kirche und Politik.
Die Frau hatte zu gehorchen und gefügig zu sein, der Mann trug Verantwortung, genoss seine Macht und viele Freiheiten. (Dies ist natürlich alles sehr überspitzt ausgedrückt und doch scheint mir in dieser Reduzierung einiges an Wahrheit zu stecken.)
Dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern führte zu emotionaler Trennung und zu Groll.
Unseren Groll liessen wir den Mann fühlen, indem wir uns ihm, so weit wie möglich, verweigerten. Sexuell war das kaum möglich, da der Mann ja das Recht auf unseren Körper hatte und er dazu befugt war, sich zu nehmen, was wir ihm nicht zu geben bereit waren.
Aber wir konnten ihm etwas anderes vorenthalten, etwas nachdem er sich mindestens so sehr sehnte, das er sich aber nicht nehmen konnte - nämlich unsere Geborgenheit, aufrichtige Liebe und Wertschätzung.
Diese Verweigerung ihm gegenüber hatte zur Folge, dass auch wir entbehren mussten, wonach wir uns eigentlich sehnten. Nämlich einen Mann an unserer Seite zu haben, der uns als Frau respektierte, aufrichtig liebte und wertschätzte.
Wenn wir zudem bedenken, dass religiöse Dogmen Sexualität, als Sünde deklarierten, überrascht es wohl kaum, dass es Mann und Frau unter diesen moralischen Umständen fast unmöglich war, ihre Sehnsüchte nach Geborgenheit und verbindender Sinnlichkeit miteinander zu stillen.
Was für ein unverzeihlicher Irrsinn der Kirche, den Akt aus dem Leben entsteht, aus dem unsere Kinder geboren werden, als Sünde abzutun und ihn gleichzeitig aber als eheliche Pflicht zu verordnen!
Und so war das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, lange Zeit sehr unbefriedet und manchmal sogar recht feindlich.
Dann kam im letzten Jahrhundert die grosse Wende, jedenfalls in Bezug auf die Gleichberechtigung.
Während und nach den beiden Weltkriegen fehlten viele Männer an ihren Arbeitsplätzen, so dass Frauen die Gelegenheit bekamen, an ihrer Stelle die Verantwortung ausser Haus zu übernehmen. Dadurch veränderten sich die Rollenbilder radikal.
Die Frau wurde finanziell unabhängig und sie konnte später, dank der Antibaby Pille, auch die Verhütung selber in die Hand nehmen - sprich, sie war damit nicht mehr an `Haus und Herd` gebunden.
Sie kämpfte für ihre Rechte und war nicht mehr bereit, im Schatten des Mannes zu stehen. Kein Stein blieb auf dem anderen und fast alle unsere Lebensbereiche haben sich seither sehr stark verändert.
Meiner Meinung nach haben wir Frauen für all diese wertvollen Veränderungen mutig unsere eher männlichen, zielgerichteten und kämpferischen inneren Anteile aktiviert. Gleichzeitig haben wir aber den Zugang zu unserer sanften Weiblichkeit ein Stück weit verloren.
Die neuen Lebensstrukturen hatten natürlich auch Auswirkungen auf den Mann und seine Beziehung zur Frau.
Der patriarchale Macho wurde nicht mehr akzeptiert. Stattdessen wurde vom Mann berufliche Flexibilität, emotionale Ausdrucksfähigkeit und Mithilfe bei der Erziehung der Kinder gefordert.
Auch er war eingeladen, sein Rollenbild neu zu definieren, er musste dafür seine eher weiblichen, sozialen, intuitiven, fürsorglichen Anteile aktivieren.
All diese Anpassungen sind zeitgeschichtlich noch sehr jung, wir haben also noch nicht viele Erfahrungswerte damit sammeln können.
Was wir aber sicher sagen können, ist dass Veränderungen meist auch Verunsicherungen mit sich bringen.
Wie mache ich es jetzt richtig, was wird von mir als Frau, als Mann erwartet? Wie verhalte ich mich im Beruf, in der Beziehung, in der Sexualität?
Wie können wir uns mit der Geschichte der Vergangenheit versöhnen, damit wir uns wieder wertschätzend auf Augenhöhe begegnen können?
Ich bin sehr dankbar, dass es inzwischen einige sehr wertvolle Angebote für den Mann gibt, mit deren Unterstützung er sich in der Vielseitigkeit seiner neuen Rollenbilder neu orientieren darf.
Mehr als eh und je, brauchen wir nämlich einen Mann, der vertrauensvoll den Veränderungen unserer Zeit gewachsen ist und sich respektvoll, Seite an Seite mit der Frau für eine Zukunft einsetzt, in der sich auch die kommenden Generationen zuversichtlich werden entfalten dürfen.
Genauso wichtig sind aber auch spezifische Angebote für die Frau, mit deren Unterstützung auch sie mit ihren neu erworbenen Rollenbildern verantwortungsvoll umzugehen lernt.
Es ist für uns Frauen an der Zeit, eine gute Balance zwischen `männlichen und weiblichen` inneren Anteilen zu finden. Den Mut der vergangenen Jahrzehnte beizubehalten und gleichzeitig unsere Sanftheit wieder einzuladen.
Denn gerade auch unsere weiblichen Qualitäten von emotionaler Grosszügigkeit, Herzensweisheit, die Fähigkeit zur Hingabe und unsere Intuition sind gefordert, wenn wir uns Seite an Seite mit dem Mann, den herausfordernden Themen des 21. Jahrhunderts stellen und uns gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft engagieren wollen.
Aus dem Anliegen heraus, Dich liebe Frau in deine sanfte, kraftvolle Ganzheit - in deine Sanftmut - zu begleiten, ist nun diese Website entstanden.
Wenn Du Dich von meinen Worten angesprochen fühlst, dann kontaktiere mich doch ganz unverbindlich und wir finden gemeinsam heraus, wie ich Dich in deinen Anliegen am besten unterstützen kann.
Ein erstes Gespräch biete ich Dir gerne kostenfrei an.
Herzlichst Nathalie